Vergleich TETRA- & POCSAG-Alarmierung
Notruf NÖ betreibt eines der größten integrierten Rettungssysteme Österreichs mit Einsatz in Niederösterreich, der größten Region im Umkreis um die österreichische Hauptstadt Wien.
„Freiwillige müssen jederzeit in ihrer täglichen Routine alarmiert werden können; sie müssen den Notruf in ihren Kellern – manchmal in ihren alten Häusern mit dicken Wänden empfangen können. Daher muss unsere Alarmierungslösung den gesamten Innenbereich abdecken und überall und jederzeit funktionieren,“ so Christof Constantin Chwojka, der Geschäftsführer von Notruf NÖ. Während des gesamten letzten Jahrzehnts hat Notruf NÖ umfangreiche Erfahrungen mit verschiedenen öffentlichen Kommunikations- und Alarmierungssystemen im Sicherheitsbereich gesammelt. Die Organisation profitiert von einem TETRA-Netzwerk mit 400 Basisstationen in Niederösterreich und betreibt ein POCSAG-Netzwerk mit 130 Basis-Sprechstellen, die die gesamte Region abdecken.
Auf dem Kongress Critical Communications World 2017 in Hongkong diese Woche gab Herr Chwojka eine Präsentation zum Thema „A Comparison of Public Safety Alerting & Communcations Technologies“ (zu Deutsch: Ein Vergleich der öffentlichen Alarmierungs- & Kommunikationstechnologien im Sicherheitsbereich) und verglich dabei aus der Sicht der Alarmierung die Eignung von TETRA und POCSAG. Im Folgenden finden Sie einige seiner zentralen Erkenntnisse, welche er seiner Zuhörerschaft zugänglich macht:
- Der Funkruf von POCSAG bietet eine bessere Flächenabdeckung (Faktor 4-10)
- POCSAG (niedrige UKW-Frequenzen) ermöglicht eine effektivere Gebäudedurchdringung
- POCSAG-Standorte sind viel günstiger als die TETRA-Infrastruktur (Faktor 50-60)
- POCSAG ermöglicht landesweite Gruppenalarme zur selben Zeit mit nur einem Alarm
- POCSAG-Geräte sind viel günstiger als TETRA-Geräte (Faktor 2-3)
- POCSAG-Geräte bieten mehr Komfort (kleiner, robuster und leichter)
- POCSAG-Geräte bieten eine längere Akkulaufzeit (Faktor 20-90)
Die Schlussfolgerung von Herrn Chwojka ist, dass die Alarmierung über das Funkrufsystem von POCSAG nicht nur aus einer Perspektive von Verlässlichkeit und Kosten, sondern auch aus einer Perspektive von Komfort für den Endverbraucher, die am geeignetste Lösung ist, um eine große Anzahl von Einsatzkräften zu alarmieren. „Freiwillige möchten nämlich nicht jede Nacht in der Nähe der Ladestation schlafen,“ so Herr Chwojka.
Die Tatsache, dass dies ein POCSAG-Netzwerk neben einem TETRA-Netzwerk erforderlich macht, verursacht keine zusätzlichen Kosten im Vergleich mit einer Alarmierungslösung mit TETRA. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall aufgrund des Preisunterschieds bei den Endverbraucher-Geräten. Auf der Grundlage von 112.000 Freiwilligen würde das mehr als 22 Millionen Euro bedeuten. Die Kosten für ein POCSAG-Netzwerk würden sich auf weniger als 2 Millionen Euro belaufen und das würde ein Einsparungspotential von mehr als 20 Millionen Euro bedeuten. „Und außerdem sollte angeführt werden, dass unser TETRA-Netzwerk nicht ausgelegt ist für diese große Anzahl von Alarmen und nur die äußeren Räume eines Hauses anstelle des gesamten Gebäudes abdeckt. Um dieselbe Abdeckung mit TETRA wie mit der heutigen Abdeckung mit unserem POCSAG-Netzwerk zu erreichen, indem unserem TETRA-Netzwerk TETRA-Basisstationen hinzugefügt werden, würden riesige zusätzliche Kosten entstehen, welche wir lieber vermeiden würden,“ fügt Herr Chwojka ergänzend hinzu.
Einen weiteren Vorteil von zwei unabhängigen Netzwerken sieht Herr Chwojka in der gesamten Systemredundanz: „Wenn unser TETRA-Netzwerk nicht funktioniert, können wir zusätzliche Informationen über unser POCSAG-Netzwerk übertragen, und wenn das POCSAG-Netzwerk nicht funktionieren sollte, so können wir Alarme über TETRA senden und beide Systeme würde auf diese Weise als gegenseitiges Backup dienen.“
Nach der Überarbeitung seines Alarmierungskonzepts für die kommenden Jahre hat sich das Unternehmen Notruf NÖ deshalb entschlossen, seine POCSAG-Infrastruktur weiter auszubauen und zusätzlich in seine POCSAG-Infrastruktur zu investieren. „Heute ist unser POCSAG-System noch nicht komplett autark. Wir möchten den nächsten Schritt zusammen mit unserem Partner Swissphone unternehmen und unser Netzwerk vollkommen unabhängig von jeglichen Infrastrukturen seitens Drittanbieter gestalten. Daher planen wir, die neuste Netzwerk-Technologie von Swissphone umzusetzen mit zusätzlichen „Fallback“-Modi, indem beispielsweise ermöglicht wird, dass Basisstationen im erforderlichen Fall über Luftschnittstellen kommunizieren,“ erläutert Herr Chwojka.
„Wir möchten auf etwaig mögliche Vorfälle in der Zukunft wie beispielsweise terroristische Anschläge auf Infrastrukturen vorbereitet sein. Was auch immer mit einer Basisstation passieren kann, was auch immer bei der Übertragung im Netzwerk geschehen kann, was auch immer in der Kommandozentrale vorfallen kann, darf in der Zukunft kein Problem darstellen – das ist unsere Zielsetzung und das möchten wir erreichen,“ schlussfolgert Herr Chwojka.